Leonhard Rothmoser

Conflicts (Ongoing) Leonhard Rothmoser
Prints / Monotypes 2022–2024

Leonhard Rothmosers Zeichnungen kommen mit wenigen Strichen aus. Seine Figuren haben spitze Nasen, uniforme Körper und bieten viel Platz für Identifikation. Die geschlechts-und gesichtslosen Gestalten finden sich in Rothmosers Arbeiten in den unterschiedlichsten Szenarien wieder. Sie halten einander fest umklammert, blicken sich an oder aneinander vorbei, sind sich nah und doch fern. Ohne Mimik und mit dezenter Körpersprache handeln sie Konflikte aus, ob mit sich selbst oder anderen bleibt dabei unklar.
Für seine Einzelausstellung “Conflicts (Ongoing)” zeigt Leonhard Rothmoser Drucke und Monotypien der letzten zwei Jahre. Im Zentrum der Ausstellung steht die während seiner Residency im Frans Masereel Center in Antwerpen entstandene Werkserie “I am your new idea and you will not like me”. Während seines Aufenthaltes entwickelte Rothmoser eine Kombination aus analogen und digitalen Druckvorlagen, aus denen er individuelle Monotypien kombinierte. Der Titel der Serie findet sich als fragmentarischer Schriftzug auf den Arbeiten wieder, teilweise von farbigen Flächen überlappt oder nur bruchstückhaft lesbar. Nicht nur Text, auch grafische Elemente tauchen wiederholt in den Bildern auf. “I am your new idea and you will not like me” erzählt die Geschichte eines persönlichen Dilemmas, das die meisten wohl kennen werden. Wenn wir eine genaue Vorstellung von etwas haben, kann die Einsicht und Abkehr von dieser Idee sehr schwer fallen. Menschen neigen dazu an etwas festzuhalten, sich an die Idee regelrecht zu klammern, auch wenn diese Vorstellung nicht eintritt und es an der Zeit wäre loszulassen.
Rothmoser gelingt es, diese inneren und äußeren Konflikte auf zweidimensionaler Ebene bildlich festzuhalten. Die persönliche Auseinandersetzung spiegelt sich auch in den individuellen Kompositionen der Monotypien wider. Immer wieder kombiniert der Künstler die flächigen Schablonen neu, setzt Formen, Farben und Grafiken in eine neue Beziehung und erzeugt so Spannung im Bildgefüge. Gespickt mit humoristischen Akzenten fächert der Künstler eine Bandbreite an Gefühlen und Empfindungen auf. Dabei legt er den Finger in die Wunde und kreiert mit einem reduzierten, bildlichen Vokabular eindrückliche Abbilder fortlaufender Konflikte, die uns im Alltag verfolgen.

Julia Anna Wittmann